Ich habe viele meiner Freunde gefragt, wieso Sie studieren. Was denkst Du, was die häufigste Antwort war? Keine. Viele konnten mir nicht sagen, wieso Sie studieren. Es gehört halt zum Leben dazu. Erst Abitur, dann Studium, dann ein paar Praktika und dann 40 Jahre Berufsleben und Monotonie. Das Schulsystem wird reformiert - doch gerade die Hochschulen hätten es nötig! Meine Meinung, passend zum Start ins Sommersemester 2015.
Was bringt ein Akademiker einer Firma? An sich nicht viel. An Universitäten lernt man im Laufe des Studiums sehr viel. Doch nur wenig benötigt man danach im Berufsleben. Als Informatiker kann ich mich danach perfekt mit theoretischen Fragestellungen auseinandersetzen und ich bin sehr gut in Mathe, doch das Unternehmen braucht primär Fachkräfte zur Serverbetreuung, zum Programmieren und ähnlichen Tätigkeiten. Doch sowas wurde im Studium nie vermittelt. Ironischerweise verdienen jene Akademiker noch am meisten. Wer an einer (Fach-)Hochschule studiert hat, hat schon ein wenig mehr praxisnähe gespürt und bringt dem Unternehmen dahingehend ein wenig mehr. Verdient aber weniger als ein Akademiker von einer Universität.
Und dann gibt es noch Azubis. Diese durften drei Jahre lang das Unternehmen kennenlernen und kennen sich gut in deren Systemen aus. Diese können also dem Unternehmen vom ersten Tag an am meisten bieten. Verdienen jedoch am wenigsten.
Das ganze ist paradox. Und sorgt nur dafür, dass der Leistungsdruck in der Gesellschaft wächst. Ich will später viel Geld verdienen, also muss ich studieren. Und genau diese Philosophie predigen sämtliche Unternehmen. Am besten ist man 18 Jahre alt, hat seinen Masterabschluss mit 1,0 absolviert, nebenbei einige unbezahlte Jahresprakika erledigt, ist außerhalb der Universität sehr aktiv, hat viele Softskills und spricht mehrere Fremdsprachen. Und sieht darüber hinaus noch gut aus und hat jahrelange Praxiserfahrung mit allen Sachen, die für den Job notwendig sind.
Ist das nicht zu viel verlangt? Gerade solch utopische Anforderungen sorgen dafür, dass es jungen Menschen zunehmend schlechter geht. Ich kenne genug, die ihr Leben komplett aufgegeben haben und nur noch für die Universität leben. Was anderes kommt nicht in Frage - schließlich ist das Voraussetzung für den späteren Beruf. Für jeden Beruf.
Es gibt bestimmt genug talentierte Menschen, die ein umfangreiches Fachwissen in einem bestimmten Gebiet haben und perfekt für einige Jobs wären. Doch diese glänzen meist in der Praxis - an Hochschulen ist die Theorie gefragt. Somit wird einem der Weg zu einem schönen Job durch die fehlende Theorie verwehrt. Und es gibt nur wenig Unternehmen, die über sowas hinweg blicken. Doch traurigerweise ist dies bei Ausbildungen nicht anders. Kümmert sich der Ausbilder nicht wirklich um den Azubi, erhält dieser sein Wissen auch nur auf theoretische Weise von der Berufsschule.
Seit vielen Jahren wird das Schulsystem reformiert. Das ist auch gut so. Es gibt viele Stellen, die man optimieren kann. Doch das Hochschulsystem bleibt unangetastet. Aber gerade hier muss vieles reformiert werden. Das Gleiche gilt für die Anforderungen in Unternehmen. Wir brauchen mehr Praxisnähe in Studiengängen! Wenn die Universität jedoch ihre Rolle als Ausbilder der theoretischen Gebiete behalten möchte, dann sollten zumindest die Unternehmen für eine bessere Gleichstellung zwischen Azubis, FH- und Uniabsolventen sorgen.
Liebe Hochschulen, vermittelt mehr Praxis. Oder bietet mehr Studiengänge an, die ein gewisses Maß an Praxis bieten. Liebe Unternehmen, behandelt jeden Bewerber gleich. Ein Zeugnis zeigt nur eine bestimmte Leistung an einem bestimmten Zeitpunkt an und ist nicht repräsentativ. Darüber hinaus zeigt das Bachelorzeugnis lediglich, dass man in der Lage ist, Bücher, Texte, Formeln und Meinungen von anderen gut auswendig zu lernen. Selbst eigenes Denken kommt viel zu kurz. Eine Universität ist keine Berufsausbildung. Das wurde mir so oft gesagt. Euch Unternehmen aber wohl nie? Und wenn das schon nicht möglich ist, so ermöglicht uns wenigstens Praktika oder kleine Nebenjobs, welche neben dem Studium zu meistern sind und genug Geld geben, damit wir über die Runden kommen. Von einem unbezahlten Jahrespraktika werde ich weder satt noch kann ich damit mein WG-Zimmer bezahlen. Und studieren ist in der Zeit auch nicht möglich. Mit fairen Nebenjobs für Studenten wäre das Leben um einiges angenehmer!
Das kann so nicht weiter gehen. Wir brauchen Veränderung! Oder eine Umstrukturierung. Doch bis dahin sind wir Sklaven des Bildungssystem. Sklaven einer Leistungsgesellschaft, wo man sich nur über Abschlüsse und Zertifikate definiert. Ich fühle mich wie im Sozialdarwinismus. Deutschland, wir brauchen Veränderung!
2 Kommentare
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20. Dezember 2018, 23:24 Uhr
EileenIch studiere und habe vorher eine Ausbildung gemacht. Du bekommst meine vollste Zustimmung!
Studieren geht so was von am richtige Leben vorbei.
24. April 2018, 14:07 Uhr
MarkDem stimme ich zu!
Ich mache momentan die Ausbildung zum Fachinformatiker mit Fachrichtung Systemintegration, da ich mich ganz klassisch schon lange mit Computern und technischen Systemen beschäftige und mir einen entsprechenden Arbeitsplatz wünsche.
Ein Informatikstudium erwäge ich nach ein paar Jahren Berufserfahrung nachzuholen, welche Art der Fortbildung steht allerdings noch offen, abhängig von meinen Karriereplänen.