Ich habe es getan. Ich habe sämtliche meiner Windows-Rechner – von Microsoft als „nicht kompatibel“ eingestuft – auf Windows 11 aktualisiert.
Keine Fehler. Keine Probleme. Kein Drama.
Nicht einmal die ominöse „Ihr PC wird nicht unterstützt“-Meldung, wenn man weiß, worauf es ankommt. Alles lief einwandfrei. Sogar besser als vorher.
Dies ist kein Tutorial. Es ist eine strukturierte Reflexion darüber, was passiert ist, warum es funktioniert hat und weshalb Microsofts Kommunikation rund um das Thema gezielt irreführend ist. Eine Mischung aus praktischer Erfahrung und technikphilosophischer Analyse – wie so oft bei mir.
Meine Hardware: Alt, aber alles andere als veraltet
Hier ist eine Übersicht der Geräte, die ich aktualisiert habe:
System | CPU / RAM | GPU | TPM | Ergebnis |
---|---|---|---|---|
Dev-Desktop | i5-6600K / 16 GB | GTX 1060 | ❌ | Schneller, flüssiger |
ThinkPad T470 | i5-7200U / 8 GB | Intel HD | ✅ | Keine Veränderung |
Wohnzimmer-PC | i5-7400 / 8 GB | GTX 660 | ❌ | Deutlich performanter |
Studio-PC | i5-8100 / 12 GB | GTX 750 Ti | ❌ | Läuft wie zuvor |
All diese Geräte erfüllen offiziell nicht die neuen Anforderungen von Windows 11: Kein TPM 2.0, teilweise kein Secure Boot, CPUs außerhalb der „zugelassenen“ Liste.
Aber: Sie sind alle technisch völlig in der Lage dazu.
Windows 11 ist Windows 10 – vollendet
Sobald das System läuft, ist klar: Das ist kein neues Betriebssystem. Es ist ein veredeltes. Windows 11 ist im Kern Windows 10 – mit flüssigeren Animationen, einer konsistenteren Optik und endlich einer Einstellungs-App, die nicht wie ein Sammelsurium veralteter Frameworks wirkt. Unter der Haube ist es weiterhin NT 10.0.
Aus meiner Sicht besonders bemerkenswert:
- UI wirkt reaktiver, kohärenter
- Taskleiste und Snap-Funktionen endlich wirklich nützlich
- Kontextmenüs sind langsamer – lässt sich mit einem Registry-Tweak beheben
- RAM- und CPU-Verbrauch auf ähnlichem oder besserem Niveau
Weniger „Next Gen“ – eher: “Jetzt ist es fertig.“ Und das ist gut so.
FUD: Microsofts stille Strategie
Reden wir über den Elefanten im Raum: die ganzen Warnungen.
„Dieser PC wird nicht unterstützt“. „Sie erhalten eventuell keine Updates“. „Diese Installation könnte zukünftige Funktionen beeinträchtigen“.
Das sind keine technischen Hinweise. Das ist Psychologie. Ein Paradebeispiel für FUD: Fear, Uncertainty, Doubt – eine Taktik, die Microsoft seit Jahrzehnten meisterlich beherrscht.
Taktik | Anwendung | Getroffener Bias |
---|---|---|
Warn-Popups | Angst vor Schaden | Verlustangst |
Vage Artikel über Sicherheitslücken | Angst, abgehängt zu werden | Zukunftsunsicherheit |
Hervorhebung von „nicht unterstützt“ | Gefühl von Gefahr und Isolation | Herdentrieb |
Das ist kein Versehen. Das ist System:
- Schutz vor rechtlicher Haftung
- Anreiz für neue Hardwarekäufe (OEM-Partner)
- Mehr verwertbare Telemetriedaten für Stakeholder
Und dennoch: Es gibt einen offiziellen Registry-Schlüssel, mit dem sich diese Checks deaktivieren lassen – leise dokumentiert, aber eben doch von Microsoft selbst.
TPM 2.0: Mehr Mythos als Muss
Ein gern missverstandener Punkt. Was macht TPM 2.0 überhaupt?
Das kann TPM 2.0:
- Speichert Schlüssel sicher (z. B. BitLocker)
- Ermöglicht verschlüsselten Zugriff ohne USB-Stick
- Unterstützt Credential Guard und VBS in gehärteten Umgebungen
Das bedeutet es nicht:
- Dass dein System ohne TPM unsicher ist
- Dass du es zwingend für Office, Entwicklung oder Alltag brauchst
Ja, TPM ist sinnvoll. Aber kein Allheilmittel. Wenn du bereits auf folgende Punkte achtest:
- Backups
- Lokale Verschlüsselung
- Netzwerkhygiene
…dann ist TPM für die meisten Privat- und Profianwendungen kein Ausschlusskriterium. Und bei neuen CPUs ist TPM2.0 meist direkt integriert – ganz ohne Modul.
Also: System updaten – ja. Aber bitte aus rationalen, selbstgewählten Gründen. Nicht, weil Windows 10 abläuft und Panik erzeugt wird.
Der Upgrade-Prozess (für die Neugierigen)
Keine USB-Boots, keine Neuinstallation. So habe ich es gemacht:
-
Diesen Registry-Schlüssel anwenden (per
.reg
Datei):Windows Registry Editor Version 5.00 [HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\Setup\MoSetup] "AllowUpgradesWithUnsupportedTPMOrCPU"=dword:00000001
- Mit Rufus einen Windows-11-Stick (8GB+) erstellen. Dabei die Option aktivieren: „TPM/Secure Boot/RAM-Anforderungen entfernen“ (ich weiß nicht, ob dies benötigt wird, aber es erscheint mir sinnvoll).
- Normal in Windows 10 booten.
- Vom Stick die
setup.exe
ausführen – im laufenden System, nicht beim Boot (darüber geht nur eine Neuinstallation)! - „Dateien und Apps behalten“ auswählen, Warnung bestätigen.
- Installation durchlaufen lassen.
Ergebnis: Gleiches System, neue Oberfläche, alles läuft. Windows bleibt aktiviert, Updates kommen rein – alles wie gewohnt.
Einziger Unterschied: Diese kleine (ehrliche) Warnung, dass man Windows 11 auf nicht unterstützter Hardware installiert:
Performance & Alltag: Keine Einbußen
Ich habe die Systeme nach dem Upgrade genau beobachtet. Das ist mir aufgefallen:
- CPU-Last: Anfangs leicht erhöht durch Reindexing – nach einem Tag normal
- RAM-Verbrauch: Unverändert, keine Engpässe
- Boot-Zeit: Gleich schnell oder schneller
- Akkulaufzeit (Laptops): Identisch, kein Sleep-Bug
Im Gegenteil: Das Interface wirkt insgesamt flüssiger – besonders bei Multitasking und Fenstermanagement.
Fazit: Die Warnungen hatten nie mit echter Performance zu tun. Wenn du ein altes Low-End System mit einem langsamen i3 oder einer Festplatte als System-HDD hast, macht ein Hardware-Upgrade auf jeden Fall mehr Sinn. Aber alles, was in den letzten zehn Jahren gebaut wurde, läuft mit Windows 11 – sofern ordentlich gepflegt.
Nachhaltigkeit & Strategie
Mein Upgrade war kein ästhetischer Impuls. Es war ein strategischer Entschluss.
- Sicherheitspatches: mindestens 5 Jahre Support
- Lizenzen: Kostenloses Upgrade von Win10
- Ökobilanz: Kein Hardware-Müll von funktionierenden Geräten
- Kosten: Null Euro – nur etwas Zeit
Als Digitalberatung mit Fokus auf Architektur und langlebiger Infrastruktur gehört Hardware-Lebensverlängerung zur Firmenphilosophie.
Ich gestalte gegen geplante Obsoleszenz – und aktualisiere dann, wenn es Sinn ergibt. Nicht, wenn Dritte es diktieren.
Wann man besser nicht aktualisiert
Natürlich gilt das nicht pauschal.
Finger weg, wenn:
- Dein Gerät einen Atom- oder Celeron-Prozessor mit 4 GB RAM (oder weniger) hat
- Du auf spezielle Treiber oder PCI-Karten angewiesen bist
- Du in zertifizierten oder regulierten Umgebungen arbeitest
- Du noch eine HDD als Systemlaufwerk nutzt
- Dein Prozessor zu alt für moderne Instruction Sets ist
Ansonsten gilt: Läuft Windows 10 gut – läuft Windows 11 in aller Regel genauso gut oder besser.
Abschließender Gedanke
Ein Upgrade auf Windows 11 trotz fehlender Freigabe durch Microsoft ist keine Rebellion.
Es ist schlicht: vernünftig.
Die Angst ist konstruiert. Das Risiko gering. Der Nutzen real.
Wenn du dein System kennst und Verantwortung übernimmst, brauchst du keine externe Erlaubnis. Nur etwas Klarheit – und den Willen, selbstbestimmt zu handeln.
Und falls es schiefgeht: Das Upgrade lässt sich problemlos die nächsten Tage zurückrollen. Oder du sicherst deine System-SSD vorab mit Clonezilla – dann ist alles reversibel und du kannst bei Problemen einfach den alten Stand wiederherstellen.
Fragen zum Registry-Tweak, zur genauen Umsetzung oder zu Hardware-Strategien? Schreib mir gerne. Ich teile gern, was in der Praxis funktioniert.
Dieser Beitrag wurde von mir selbst verfasst – mit Unterstützung durch KI (GPT-4o). Die Illustrationen stammen von mir (erstellt mit Sora) oder sind eigene Screenshots. Entdecke, wie KI deine Inhalte inspirieren kann – Neoground GmbH.
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